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Ein Plan für Nachhaltigkeit macht sich bezahlt

Vom Plastik in den Weltmeeren, bis hin zur Klimakrise: Kunststoffe stehen im Fokus. Tony Harrison, Leiter der Abteilung Technical Service & Application Development bei ALBIS, erklärt im Interview, wieso jedes Unternehmen gut beraten ist seine Produkte so nachhaltig wie nur möglich zu gestalten.

Albis Impex AG
Meilen, Schweiz

Wie nehmen Sie die Diskussion rund um Kunststoffe und ihre Auswirkungen auf die Umwelt wahr? Manche sprechen sogar schon von einem „Krieg gegen Plastik“.

Antwort: Die meisten von uns – insbesondere die jüngere Generation – verweisen bei der Frage nach ihrer Meinung zu „Plastik“ in der Regel auf seine negativen Umweltauswirkungen. Ein Bild, das größtenteils durch die Medien bestärkt und durch die in der Tat inakzeptablen Folgen der Meeresverschmutzung beeinflusst wird. Es scheint jedoch ein Ungleichgewicht zu geben in der Wahrnehmung zwischen der Art und Weise, wie Kunststoff in Bezug auf die Meeresverschmutzung rezipiert wird, und seinen gut dokumentierten nachhaltigen Eigenschaften, zum Beispiel CO2-Reduzierung und Klimaschutz. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Branche vielfältige Möglichkeiten hat, Umwelt zu schützen und einen signifikanten Beitrag in Bezug auf die aktuellen Herausforderungen zu leisten.

F: Wie können wir diese Herausforderungen lösen?

A: Um die Umwelt- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, ist die Lösung klar: Als Branche müssen wir Recyclingtechnologien und -infrastrukturen entwickeln und erweitern – und als Gesellschaft müssen wir uns aktiv an der Maximierung ihrer Nutzung beteiligen. Ein wesentlicher Bestandteil der Recycling-Infrastruktur ist die Sammlung und Trennung von Kunststoffabfällen. Hier ist es von entscheidender Bedeutung, dass Gesellschaft und Industrie zusammenarbeiten, damit so viel gebrauchter Kunststoff wie möglich in den Recyclingstrom gelangt und diesen auch wieder erfolgreich verlässt. So können auch CO2-Emissionen reduziert und damit der Klimawandel gemindert werden: eine Win-Win-Situation für Umweltschutz und Nachhaltigkeit.
Wir müssen zudem gegen die Stimmungsmache gegen Kunststoff vorgehen, indem wir seine Vorteile für mehr Nachhaltigkeit und seine Rolle in der modernen Gesellschaft publik machen – wir wären ohne die Eigenschaften und Möglichkeiten, die Kunststoffe bieten, nicht in der Lage, das zu tun, was wir in vielen Bereichen tun, zum Beispiel in der modernen Medizin, Mobilität und Kommunikation.

"Wir müssen die Vorteile von Kunststoff für mehr Nachhaltigkeit in der modernen Gesellschaft publik machen" 

F: Die Europäische Union beispielsweise will bis 2025 den jährlichen Einsatz von Recyclingmaterial bei der Herstellung von Kunststoffprodukten mehr als verdoppeln. Wie soll das gelingen und warum tragen Kunststoffe zur Kreislaufwirtschaft bei?

A: Ganz einfach. Kunststoffe sind so konzipiert, dass sie recycelt und wiederverwendet werden können – Schlüsselelemente für eine Kreislaufwirtschaft. Dadurch werden die CO2-Emissionen, die bei der Herstellung neuer Kunststoffe entstehen, vermieden. Im Durchschnitt können so über alle Kunststoffe und Recyclingtechnologien hinweg die CO2-Emissionen um bis zu 80 % reduziert werden.

F: Welche anderen Materialien und Technologien fallen Ihnen ein, wenn wir über nachhaltige Kunststoffe sprechen?

A: Biokunststoffe. Große Polymerhersteller beginnen derzeit damit, biologische Abfallprodukte aus der Landwirtschaft und sogar bereits verwendete Speiseöle als Quellen zu nutzen, um die Bausteine bekannter Kunststoffe wie Polyethylen, Polypropylen, Polystyrol und Polycarbonat herzustellen. Die entscheidenden Vorteile dieser biologischen Kunststoffe besteht darin, dass sie genau dieselbe Qualität und Leistung liefern wie ihre fossilen Pendants – jedoch mit einem enorm reduzierten CO2. Die Entwicklung biobasierter Rohstoffe nimmt rapide zu, doch liegt die Massenproduktion von 100%igen Bio-Kunststoffen noch in weiter Ferne. Hier kommt der Ansatz der Massenbilanz ins Spiel: Kunststoffproduzenten können genau zertifizieren, wie viel biobasierter Rohstoff in ihren gesamten Produktionsprozessen verbraucht wird – ähnlich wie Stromlieferanten in der Lage sind, zu quantifizieren, welcher Anteil ihrer Versorgung aus nicht-fossilen Ressourcen wie Wind- oder Solarenergie stammt. Obwohl sie noch nicht im großen kommerziellen Maßstab entwickelt werden, arbeiten große Produzenten zudem bereits hart daran, Kunststoffe durch chemisches Recycling herzustellen. Kunststoffabfälle werden hierbei im Rahmen von Reverse-Engineering, auch Depolymerisation genannt, in ihre ursprünglichen Bestandteile zerlegt. Das Ergebnis sind Monomere, die für die Herstellung neuer Kunststoffe benötigt werden, und das ganz ohne fossile Brennstoffe.

F: Wenn man sich die vielen Entwicklungen anschaut, was ist Ihre generelle Empfehlung für Kunden, die überlegen, ob es sinnvoll ist, bei ihren eigenen Produkten auf diese Materialien umzusteigen?

A: Wenn wir einen Blick auf das Gesamtbild werfen, erkennen wir, dass aktuell viel geschieht: Die Zahl der Unternehmen, die bereits ihren Worten Taten folgen lassen, ist hoch. Ein Beispiel ist Volvo Cars. Das Unternehmen hat angekündigt, den CO2-Fußabdruck jedes Modells bis 2025 im Vergleich zu 2018 um 40 Prozent zu reduzieren und bis 2040 sogar ein vollständig klimaneutrales Unternehmen zu sein. Ihr Maßnahmenplan basiert auf dem Pariser Klimaabkommen. Oder nehmen wir Bosch, unter anderem als Automobilzulieferer, Haushaltswaren- und Elektrowerkzeughersteller tätig. Das Unternehmen arbeitet derzeit daran, an mehr als 400 Standorten CO2-neutral zu werden. Maßnahmen zur Verbesserung des CO2-Fußabdrucks von Produkten, eingekauften Waren und logistischen Prozessen werden ebenfalls bereits umgesetzt. Hier in der EU gibt es zudem den Green Deal, der sich das Ziel gesetzt hat, die Treibhausgasemissionen bis 2050 auf null zu senken und das Wirtschaftswachstum von der Ressourcennutzung zu entkoppeln. Nicht zu unterschätzen ist auch der zunehmend öffentliche Druck durch den Verbraucher. Bei all diesen Themen spielt Kunststoff eine zentrale Rolle.

Tony Harrison, Director Global TSAD bei der ALBIS: "Aus meiner Sicht ist jeder, der sich heute einen Plan macht, seine Produkte so nachhaltig wie möglich zu gestalten, gut beraten und für die Zukunft gerüstet."
F: Wie würden Sie dabei vorgehen?

A: Entscheidend ist, zunächst die Anwendung selbst und ihre spezifischen Anforderungen zu analysieren und zu fragen, ob eine nachhaltigere Lösung funktionieren würde. Dabei müssen wir berücksichtigen, um welchen Industriesektor es sich handelt: Lebensmittelverpackungen, Medizin oder Automobilbranche? In manchen Fällen kann es mehr als ein geeignetes nachhaltiges Produkt geben, sodass ein tiefgehendes Verständnis und eine detaillierte Analyse der Anwendungsanforderungen immer den Ausgangspunkt darstellen. Dies ist der Standardansatz, den mein Team verfolgt.

F: Was sind die nächsten Schritte nach einer detaillierten Analyse der Anwendung?

A: Sobald wir die Anwendung vollständig verstanden haben, suchen wir aus unserem umfangreichen Angebot das richtige Produkt aus und begleiten die Implementierung Schritt für Schritt, damit das Endergebnis unseren hohen Ansprüchen und denen des Kunden genügt. Wir können bereits auf eine Vielzahl von Projekten mit namhaften Unternehmen zurückblicken und verfügen in unserem Unternehmen über Experten für jede Branche und Anwendung.

"Sobald wir die Anwendung vollständig verstanden haben, suchen wir aus unserem umfangreichen Angebot das richtige nachhaltige Produkt aus und begleiten die Implementierung Schritt für Schritt"

F: Können nachhaltige Produkte dieselbe Qualität und dieselben Eigenschaften liefern wie ihre Pendants aus herkömmlicher Neuware?

A: Nachhaltige Produkte können die Anforderungen von modernen Hightech-Anwendungen vollständig erfüllen. Es hängt jedoch davon ab, welche Recyclingtechnologie zum Einsatz kommt. So erreichen Produkte aus Post-Consumer-Recycled (PCR) Kunststoffen möglicherweise nicht immer die gleichen mechanischen Eigenschaften wie ihre Pendants aus neu erzeugten Kunststoffen. Helle Farbe, Geruch und Reinheit können bei bestimmten Anwendungen, z. B. Lebensmittelverpackungen, ebenfalls eine Herausforderung darstellen. Die Endqualität wird auch von den eingesetzten Recycling- und Compoundierungsprozessen beeinflusst. PCR-basierte Recyclingprodukte sind heute allerdings von ausreichend hohem Standard. Sie können in vielen weniger kritischen Anwendungen eingesetzt werden. Wir haben das Glück, mit führenden Unternehmen wie LyondellBasell und INEOS Styrolution zusammenzuarbeiten, die stark in ihre Post-Consumer-Recyclingtechnologien für ein qualitativ hochwertiges Recycling investiert haben – was enorm zur Kreislaufwirtschaft beiträgt.
Andererseits führt die Verwendung von Post-Industrial-Recycling (PIR)-Materialien zu allgemein besseren Eigenschaften dieser Produkte, da das verwendete Recyclingmaterial in der Regel eine höhere Konsistenz und Qualität aufweist. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Altech® ECO Compounds von MOCOM, die als „near to prime“ gekennzeichnet sind, und das stimmt wirklich. Auch das Produkt-Portfolio von dem Recycling-Spezialisten WIPAG bietet sehr moderne, relevante Lösungen.

Wie bereits erwähnt, sind Kunststoffe aus biobasierten Rohstoffen identisch mit ihren fossilen Gegenstücken. Denn die Monomere, die aus dem Bioabfallrohstoff hergestellt werden, sind chemisch identisch mit den Monomeren aus fossilen Quellen. Dasselbe gilt für chemisch recycelte Kunststoffe.

F: Welche nachhaltigen Produkte enthält das ALBIS-Portfolio?

A: Wir haben das Glück, mit einigen der besten und bekanntesten Unternehmen der Welt zusammenzuarbeiten. Unternehmen  wie LyondellBasell, INEOS Styrolution, Covestro, LANXESS, BASF, SK Chemicals, MOCOM und WIPAG stellen uns eine wirklich breite Palette nachhaltiger Produkte zur Verfügung, von Post-Consumer-Recycled bis hin zu biobasierten Materialien. So sind wir in der Lage, unseren Kunden die individuell beste Lösung aus einer Hand zu bieten.

Haben Sie Fragen zu unserem nachhaltigen Produktportfolio? Wir freuen uns von Ihnen zu hören.

Ihre Kontaktperson

Markus Wohlgensinger

Markus Wohlgensinger

Verkauf / Vertrieb, Area Sales Manager
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