Story

Vom Messegespräch zur Firmenfusion

Gerade einmal 350 Meter Luftlinie lagen die beiden Firmen Torson Kunststofftechnik AG und Injex AG in Zürich auseinander. Kennengelernt haben sie sich aber erst an der Swiss Plastics Expo 2020 in Luzern. Heute machen die beiden Firmen gemeinsame Sache – als Torson Injex AG.

Text: Roger Amberg / Bilder: Torson-Injex AG

Swiss Plastics Expo in Luzern, Anfang Januar 2020: Das noch junge Start-up Injex stellt zum ersten Mal an der Kunststoffmesse sein Konzept des «additive Toolings» vor. Dabei werden Spritzgusswerkzeuge im 3D-Drucker hergestellt mit dem Ziel, in kurzer Zeit seriennahe Prototypen herzustellen. Auf der Suche nach neuen Kunden und Partnern kommen die Co-Gründer Oliver Schlatter und Tobias Ammann mit zwei Standbesuchern ins Gespräch – es sind die Inhaber der Firma Torson, Lorenz Camenzind und Peter Joder. Im Gegensatz zum 2017 gegründeten Start-up Injex war Torson damals schon ein etabliertes und renommiertes Unternehmen mit über 60 Jahren Erfahrung in der Herstellung von Kunststoffteilen. Spezialisiert hat sich das Unternehmen auf kundenspezifische Steckerlösungen, die im Spritzgussverfahren hergestellt werden.

Der Zwilling, der 60 Jahre älter ist

Schnell stellt sich heraus, dass die beiden Firmen viele Gemeinsamkeiten haben. Oliver Schlatter, heute CEO der Firma Torson Injex, erinnert sich noch gut an diese Begegnung: «Es war völlig surreal. Als die beiden ihre Firma und ihr Konzept vorgestellt haben, dachte ich, dass sie mich veräppeln. Sie machten nämlich im Prinzip dasselbe wie wir und hatten ihren Hauptsitz nur 350 Meter von unserem entfernt.» Nicht nur räumlich, sondern auch ideell waren die beiden Firmen auf derselben Wellenlänge. «Wir hatten beide einen unkonventionellen Ansatz und haben zum grossen Teil nicht mit handelsüblichen Spritzgussmaschinen, sondern mit selbst entwickelten Maschinen gearbeitet», erklärt Oliver Schlatter.

Gemeinsames Messeerlebnis führt zum Zusammenschluss

Das Gespräch an der Swiss Plastics Expo lief so gut, dass sich die beiden Parteien im Verlauf des Jahres mehrfach ausgetauscht haben. Es stellte sich heraus, dass die Torson-Inhaber auf der Suche nach einer Nachfolgelösung für ihr Unternehmen waren. «Sie waren begeistert, wie wir unsere Firma aufgebaut haben, und haben sich selbst in uns jungen Bastlern und Tüftlern gesehen», so Oliver Schlatter. Schliesslich führten die Gespräche dazu, dass das Start-up Injex das traditionsreiche Unternehmen Torson noch im Jahr 2020 übernahm – nicht einmal ein Jahr nach dem Kennenlernen an der Swiss Plastics Expo. 

 


«Als Start-up muss man sich gut überlegen, ob man diesen Schritt macht und einen anderen Weg einschlägt, als man ursprünglich geplant hat.»

Oliver Schlatter, CEO Torson-Injex AG


Die beiden Parteien sahen in einem Zusammenschluss eine ideale Möglichkeit, die beiden Spezialgebiete zu verbinden. Die additive Werkzeugfertigung der Firma Injex und das agile Spritzgusssystem mit den kleinformatigen Torson-Spritzgussmaschinen ermöglichen es, sowohl seriennahe Prototypen als auch Grossproduktionen von komplexen Kunststoffteilen in kurzer Zeit zu produzieren. So sind Prototypen-Entwicklung und Serienproduktion aus einer Hand möglich.

Ein mutiger Schritt in einer schwierigen Zeit

Für das kleine Start-up Injex, das mit einem Mal von sechs Mitarbeitern auf 30 anwuchs, war der Zusammenschluss ein grosser Schritt, bestätigt Oliver Schlatter: «Als Start-up muss man sich gut überlegen, ob man diesen Schritt macht und einen anderen Weg einschlägt, als man ursprünglich geplant hat. Dennoch war es natürlich eine grosse Chance für uns, schnell zu wachsen.» Ideal waren die Gegebenheiten trotzdem nicht, denn die Übernahme fand mitten in der wirtschaftlich schwierigen Zeit der Corona-Pandemie statt. «Es brauchte eine extra Portion Mut, um einen solchen Schritt in dieser Situation zu machen», erklärt Oliver Schlatter. Beide Firmen kamen aber aufgrund der breiten Abstützung an Kunden gut durch die Krise. Besonders hilfreich sei bei der Übernahme vor allem die Unterstützung und Offenheit der Mitarbeitenden von Torson gewesen, die einen reibungslosen Übergang ermöglicht haben und allesamt in die neue Firmenstruktur übernommen wurden.

Mit Zuversicht in die Zukunft

In der Zwischenzeit hat sich die neue Firma Torson Injex etabliert und möchte auch in Zukunft weiterwachsen, sagt Oliver Schlatter: «Die Kombination als Lieferant von Serienprodukten auf der einen und Entwickler von kundenspezifischen Lösungen und Prototypen auf der anderen Seite hat extrem viel Potenzial. Auf dieser Schiene wollen wir weiterfahren und uns entwickeln.» Die nächste Möglichkeit, weiter zu wachsen und mit potenziellen Kunden ins Gespräch zu kommen, erhält Torson Injex bereits im September. Dann ist die Oliver Schlatter mit seiner Firma wiederum bei der Messe Luzern zu Gast, dieses Mal an der AM Expo, der Messe für additive Fertigung. «Messen wie die Swiss Plastics Expo oder die AM Expo bieten eine super Plattform, um unsere Dienstleistungen zu präsentieren. Wir können mit vielen Leuten aus der Entwicklung von Unternehmen einen persönlichen Kontakt aufbauen, was extrem wertvoll ist.» Wozu das führen kann, wissen wir nun alle.