Story

Von der Pipettenspitze zum Teufelsknoten

Was passiert eigentlich mit den Produkten, die bei der Swiss Plastics Expo als Vorführobjekte hergestellt werden? Das KATZ zeigt in Zusammenarbeit mit KraussMaffei auf, wie ein eigentliches Abfallprodukt nutzbringend wiederverwertet werden kann.

An der Swiss Plastics Expo 2023 zeigte KraussMaffei anhand der Herstellung von Pipettenspitzen die verschiedenen Ansprüche an Spritzgiesswerkzeuge, Kunststoffverarbeitende und Maschinentechnik auf. Dabei entstanden während drei Messetagen rund 100 Kilogramm Pipettenspitzen, für die es keine Weiterverwendung gab.

Anstatt die Spitzen zu entsorgen, stellte KrauffMaffei die Pipettenspitzen auf Initiative der Swiss Plastics Expo dem KATZ zur Wiederverwertung zur Verfügung. Geschäftsführer Bruno Schleiss erklärt, wie die Zusammenarbeit mit dem KATZ zustande kam: «Im Zuge der Vorbereitung für die Festlegung der Exponate versuchten wir schon im Vorfeld der Messe Lösungen präsentieren zu können, welche nicht zu viel Abfall produzieren und möglichst nachhaltig durchgeführt werden können. Das KATZ hatte uns dann angefragt, ob wir ihnen die Pipettenspitzen im Nachgang der Messe für die Rezyklierung zur Verfügung stellen würden. Dazu haben wir uns sofort einverstanden erklärt, weil wir das eine gute Sache fanden und Unterstützung bieten wollten.»  

Aus Abfallprodukten werden neue Kunststoffteile

Die 100 Kilogramm Pipettenspitzen wurden in einem Kurs von Lernenden Kunststofftechnologinnen und Kunststofftechnologen in der Kreislauffabrik des KATZ eingesetzt. Sie haben bei der Aufarbeitung die Verfahrensparameter verändert und so aus den Pipettenspitzen 20 verschiedene Kreislauf-Granulate hergestellt. Daraus haben sie auf der Spritzgiessmaschine Zugprüfkörper produziert, die Spritzgiessparameter überwacht und die Fliesseigenschaften des Materials sowie die Festigkeit der Zugprüfkörper ermittelt. Später wurden daraus auch Körbchen sowie Teufelsknoten hergestellt.

Aus der Pipettenspitze (links) von der Swiss Plastics Expo werden in der KATZ Kreislauffabrik Zugprüfkörper, Körbchen oder Teufelsknoten (rechts). (Bild: KATZ)

Recycling durch die Kreislauffabrik des KATZ

Das Konzept der Kreislauffabrik entstand 2020. Die Idee ist, dass man Alt-Kunststoffe von 10 bis 500 Kilogramm zu Neugranulat aufarbeiten kann. Mit überschaubarem Aufwand werden erste Muster hergestellt, die danach im industriellen Prozess zu Kunststoffprodukten verarbeitet werden. Das KATZ nutzt diese Möglichkeit zur Schulung von Kunststofftechnologen und Kunststofftechnologinnen EFZ, für Testläufe in Zusammenarbeit mit Unternehmen sowie für die Verfahrens- und Rezepturentwicklung von Kreislaufkunststoffen.

KATZ-Geschäftsführer Rémy Stoll erläutert, weshalb die Kreislauffabrik ins Leben gerufen wurde: «Wir wollen Kunststoffverarbeitenden und Anwendern von Kunststoffprodukten den Weg in die Kreislaufwirtschaft erleichtern. Es ist einfacher, neue Verfahren und Prozessen an Chargen von 100 Kilogramm auszuprobieren als auf industriellen Grossanlagen.»

Kreislaufwirtschaft als Bestandteil der Berufsbildung

Mit dem neuen Bildungsplan des Berufs Kunststofftechnolog/in EFZ ist die Wiederverwertung von Kunststoffen zum Bestandteil der Berufsbildung geworden. In der KATZ Kreislauffabrik erwerben die Lernenden die dazu notwendigen Kompetenzen. Am 4. Juni 2024 wurde die Kreislauffabrik mit der Durchführung der ersten Kurse für die Lernenden offiziell eröffnet.

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Ein Lernender stellen in der Kreislauffabrik Zugprüfkörper aus den recycelten Kunststoff der Pipettenspitzen her. (Bild: KATZ)

Mit der Einführung der KATZ-Kreislauffabrik in das Bildungsprogramm der Kunststofftechnologen und -technologinnen hat der Kreislauf von Kunststoffen in die Berufsbildung Einzug genommen. Aber nicht nur in der Berufsbildung nimmt die Kreislaufwirtschaft einen immer höheren Stellenwert ein. Auch Firmen wie KrauffMaffei treiben die Entwicklung mit entsprechenden Technologien voran, wie Bruno Schleiss ausführt: «Die Bedeutung nachhaltiger Produktion und Investitionen in die Kreislaufwirtschaft in der Kunststoffindustrie kann nicht genug betont werden. Angesichts der globalen Umweltprobleme und der wachsenden Dringlichkeit, Ressourcen effizient zu nutzen, ist es unerlässlich, dass die Kunststoffindustrie ihren ökologischen Fußabdruck reduziert.»

Deshalb unterstütze man die Kunden mit den eigenen Lösungen und Technologien, um energie- und kosteneffizient zu produzieren, die Ressourcen zu schonen und den CO2-Fussabdruck zu reduzieren. «Nachhaltigkeit ist nicht nur eine moralische Verpflichtung, sondern auch ein strategischer Vorteil für die Zukunft der Kunststoffindustrie», so Bruno Schleiss. Das Engagement von Firmen wie KraussMaffei sowie der Berufsbildung ist ein wichtiger Schritt für die praktische Umsetzung von nachhaltigen Kreisläufen. Das Beispiel von der Wiederverwertung der Pipettenspitzen von der Swiss Plastics Expo zeigt eindrücklich auf, wie das möglich ist.